Baum und Wald als Klimaschützer werden auch immer wieder ein Thema sein entlang der Klimaspuren. Zum Beispiel am 19. Juni in Wettingen.
Mich vorbereitend, bin ich auf eine Arbeit der Architektinnen, Landschaftsarchitektinnen und Planer, vereint in der Gruppe Bibergeil, gestossen. Sie haben sie im letzten Jahr in ihrem «Bibergeil Anzeiger Nr.3» vorgestellt. «Forêt en plus» heisst die Schlag-und Titelzeile – mehr Wald also, aber wohin mit ihm in einer Schweiz, wo überall jemand ist? Bibergeils Terrain, um diese Frage zu beantworten, ist der Kanton Aargau. Dort wohnen und arbeiten die meisten der Mitglieder. Den Tarif gibt das Editorial bekannt: «Wir brauchen einen Viertel mehr Wald im Aargau.» Dies bedeute, dass der Wald von einem Drittel auf die Hälfte des Kantonsgebietes anwachsen müsse. Dafür hat Bibergeil einen «Zukunftsplan Wald» mit sechs Fallstudien entworfen. Die kartografischen «Case studies» weisen über den Kanton Aargau hinaus. Und sie stiften zwei Gedanken an:
Erstens, Raumplanung tut sich schwer, Landschaft und Wald in ihre Konzepte und Zukunftsbilder aufzunehmen; man ist im Bund und in den Kantonen froh, dass für alle drei Themen je eigene Ämter möglichst in drei Departementen zuständig sind und jedes für sich allein unterwegs ist. Wald und Landschaft aber müssen, so Bibergeils Erkenntnis, mit Raum und Raumplanung zusammengeführt werden.
Zweitens: Ein Schweizer Heiligtum ist das Waldgesetz. Seit 150 Jahren setzt es scheinbar unverrückbare Grenzen – räumliche, soziale, politische – was Wald ist und was wir in ihm alles nicht dürfen. Der Bibergeil-Wald erweitert den heiligen Wald, indem er Siedlungs- und Produktionslandschaften überformt. Und kühn verlangen seine Ermöglicher, dass dieser neue Wald auch neue Nutzungen zulassen müsse – denn schliesslich schaffe die grosse Transformation ja «Mehrwerte». Das ist anregende Argumentation. Die Grüne Partei plant zurzeit eine Initiative, 10 Mio Bäume in die Schweiz zu setzen. Bastien Girod, dem Waldwortführer, wird hiermit geraten, dieses Postulat in die nationale Waldinitiative aufzunehmen. Sie wird helfen, den konservativen Walddiskurs zu brechen; sie wird helfen, Neugierde zu schaffen über den heiligen Wald hinaus, denn was kann uns mehr erfreuen als neuer Raum, den wir vielfältig nutzen und da und dort dem Monopolanspruch der Förster entziehen können?
Bibergeil bei Klimaspuren
Klimaspuren sind am 19. Juni in der Etappe Zürich-Affoltern – Baden bei Bibergeil zu Gast. Die Architektinnen und Architekten begleiten die Wanderer durch den Wald, stellen ihren Plan und ihre Erkenntnisse vor und laden ein zum Waldfest in der Nähe von Baden. Dort spielt die Kapelle «Johann Wilhelm Fortunat Coaz & Friends» die «Suite über die Erfindung des Waldes» und nachher Tanzmusik.
Die Gruppe Bibergeil sind die Büros Liechti Graf Zumsteg, Brugg; Meier Leder Architekten, Baden; Schneider & Schneider Architekten, Aarau; Rainer Zulauf Landschaftsarchitekt, Baden.
1 Comment
Dominik · 21. Mai 2021 at 15:35
Sehr schön! Wichtig ist aber, die Errungenschaften des Waldgesetzes nicht aufs Spiel zu setzen. Der Ansprüche an die grünen Flächen sind viele. Also neuen Pflanzen und diese Flächen innovativ nutzen oder als Kompensation nutzen.
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