Klimaspuren erforscht Not- und Spielräume der Klimakrise. In St. Gallen trifft die Expedition eine Katastrophe: 44 000 Menschen sind seit 1993 auf dem Weg von Afrika und Asien nach Europa gestorben.

An der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen stehen Spaliere. An ihnen flattern Tausende weisse Bändel, zwei Finger breit, eine halbe Elle lang. Auf ihnen stehen Name, Alter, Umstand und Todestag – soweit bekannt – von 44 000 Menschen, die seit 1993 im Mittelmeer ertrunken sind auf dem Weg nach Europa, oder an dessen Festungsmauer anderswo anderswie gestorben. Vor ein paar Tagen sind in der Kirche alle Zettel vorgelesen worden – in einer 24 Stunden langen Andacht. Die Installation vor der Kirche stellt den Zusammenhang von Klimaspuren durchs reiche Ländli zur Welt her – in steigender Klimanot, wird es den Schweizerinnen und vielen Europäern besser gehen als den Menschen in weiten Teilen Afrikas und Asiens. Wir haben das Geld, uns gegen dies und das zu wappnen, wir können sogar aus den Spielräumen der Klimakrise Geschäfte machen. Sie in Lateinamerika, Afrika und Asien aber werden noch zahlreicher fliehen als heute vor der Dürre, dem Hochwassern und dem sozialen Desaster. Keine Ahnung, wie Klima und Weltgesellschaft, wie Schweizerei und Weltnot zusammen gebracht werden können. 

44000 Trauerbändel flattern an den Spalieren der Kirche St.Laurenzen St.Gallen.
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