Beitrag von Matthias Gfeller zu den Klimaspuren-Diskussionen vom Montag, 14. Juni (Hinwil bei Wetzikon) und vom Sonntag, 27. Juni 2021 (Zuchwil bei Solothurn)

Unsere Klimadiskussion führt meist bald zu einer Diskussion über unser Konsumverhalten: Wir dürfen die Augen nicht davor verschliessen, dass die Schweiz zwar viel rezykliert, aber auch sehr viel Abfälle generiert. Was sich nicht rezyklieren lässt wird recht effizient in Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) in Energie (für Fernwärme und Elektrizität) umgewandelt. Alleine zwischen Solothurn und Neuchâtel führt die Klimaspuren Wanderung ganz nahe an vier (von schweizweit 30) KVA vorbei.

Karte der Klimaspuren zwischen SO und NE

Diese Anlagen haben zwar prima-vista alle dieselbe Aufgabe, dennoch unterscheiden sie sich stark im Grad ihrer Energieeffizienz. Die einen können – weil sie mitten in einer Grossagglomeration liegen – sehr viel Fernwärme abgeben; die anderen – mit eher dezentralen Standorten – erzeugen mehr Strom.

Karte der Energieeffizienz von KVA’s. Quelle: Verband der Betreiber schweizerischer Abfallverwertungsanlagen (VBSA): https://vbsa.ch/fakten/energie-charts/

Mit dem Ausbau von Fernwärmenetzen kann sehr viel importierte Energie (Heizöl und auch Erdgas) eingespart werden: Die Wertschöpfung bleibt in der Schweiz! Beim Strom allerdings kann in KVA aus physikalischen Gründen der Effizienzgrad kaum über 30% gesteigert werden.

Die folgenden Zielkonflikte sind in unserem Abfallwesen systembedingt:

  1. Zielkonflikt zwischen den guten, längerfristig zu amortisierenden Verbrennungs­kapazitäten in den Kehrichtverbrennungen (und ihren Fernwärmenetzen) und einer ausgefeilten Recycling-Strategie die den Anlagen den Brennstoff entzieht.
  2. Zielkonflikte zwischen Altbausanierungen und Abbruch von Gebäuden zu Gunsten von Neubauten
  3. Zielkonflikte zwischen umfassenden Gebäudeisolation(en) und dem Einsparen von Kunststoffen im Bauwesen
  4. Zielkonflikt zwischen sehr stark ausgebautem Separat-Sammeln und dem Vermeiden grosser Transportdistanzen für besonders leichte Güter (wie Plastik-Materialien).
  5. Zielkonflikt zwischen der Förderung von Holz als einheimischem Baumaterial und den Bedürfnissen einer klimarespektierenden Waldbewirtschaftung (mit bspw. mehr Eichen statt Fichten).
  6. Zielkonflikt zwischen der Förderung von Holz als Brennstoff und der Verwendung von (reiner!) Holzasche (= Abfall?) zum Ausgleich der Nährstoffbilanzen im Boden.

Matthias Gfeller: matthias.gfeller@bluewin.ch

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