Nicht nur Klimaspurer, auch Fische sind begeisterte Wanderer. Der Zeitgeist verlangt, dass die Kraftwerker ihnen königliche Treppen bauen. Zum Beispiel beim Hagneck-Kraftwerk am Bielersee.
Im 19. Jahrhundert entstand am Ende des Hagneck-Kanals beim Bielersee eines der ersten grossen Flusskraftwerke der Aare. Eingepackt haben es die Ingenieure in ein Gebäude ähnlich einem Schloss. Hundert Jahre später haben die Kraftwerker ein neues Werk neben das alte gebaut. Es leistet 40 Prozent mehr. Eindrücklich, wie sich die Bildergewichte verwandelt haben: Die Form und Farbe der Stromfabrik sind möglichst unscheinbar gestaltet. Kein Schloss mehr, sondern eine in die in die Landschaft geduckte Anlage.
Der königliche Auftritt, der einst der Elektrizität galt, gilt heute dafür den Fischen. Die Kalkmocken im Bach scheinen nach einem künstlerischen Rhythmus platziert – sie bilden die Fischtreppe. Die unterschiedlichen Durchlässe zwischen den Steinen entsprechen den Vorlieben der 23 Fischarten, die vom Bielersee bergwärts wandern, um oben ihren Laich abzulegen. «Wir sind bereit», so erklärte mir eine Kraftwerkerin, «für den Schutz der Fische und ihrer Landschaft erhebliche Leistungseinbussen in Kauf zu nehmen.». So wählte man neu Kaplanturbinen mit vier Schaufeln. Sie setzen das Todesrisiko der talwärts ziehenden Fische auf 10 Prozent. In sechsschlaufigen Turbinen läge das Todesrisiko der Fische bei 90 Prozent.
Nun will ich die Fischliebe der Kraftwerksbauer nicht tief ansetzen, aber dennoch festhalten, dass der Fischschutz, den das Kraftwerk in dieser königlichen Treppenanlage inszeniert hat, eine Folge kluger und machtbewusster Politik der Fischerei-, der Natur- und der Landschaftsverbände ist. Sie haben der klimafreundlichen Nettonull-Energie aus Wasserkraft Schonung und Schutz abringen und in Gesetzen verbindlich machen müssen.