Dorfbrunnen gehören zu Klimawanderers Lust. In Krauchthal im Kanton Bern sind sie leer und trocken. Ein Bote der Klimakrise im Auge: Das Wasser wird knapp. Was aber macht Uli der Pächter?
Das Dorf Krauchthal liegt in einer Talsenke. Sanfte Hügel, feuchte Wälder, grosse Höfe, wild bellende Hunde. Es ist schön klimazuwandern durch diese Jeremias-Gotthelf-Landschaft, aber heiss. Und so freut man sich auf währschafte Dorfbrunnen. Die gibt es, doch sie sind trocken. Die Plakette am Stock sagt, der Grundwasser-Spiegel sei gesunken. Man habe darum die Brunnen abstellen müssen. Auch wenn gratis erquickendes Brunnenwasser kein Menschenrecht ist, gehört es wie die Gelben Zeiger zu Wanderers Service Public. Immerhin hat der Volg unweit des Brunnens geschäftstüchtig Wasser in Petflaschen aufgeschichtet.
Die Grundwasser-Senke kann etliche Ursachen haben – der trockene Brunnen aber ist ein starkes Zeichen für die trockene Zeit, die der Klimawandel auch der wasserreichen Schweiz bescheren wird. Die trocknen Wälder bringen die Buchen um, die trocknen Wiesen zwingen die Bauern in Bewässerungsanlagen zu investieren und von ferne grollt der Streit um Brunnen- und Wasserrechte, eines der ewigen Motive für mörderische Auseinandersetzungen.
Und vor meinem inneren Auge geht ein Film ab. Uli der Pächter kann seine durstigen, brüllenden Kühe nicht mehr hören. Er büschelt sein Nachthemd in die Hosen, holt den Spaten und schreitet in die Nacht. Er wird seinem Nachbarn Resli, der ihm gestren keinen Liter geben wollte, das Wasser abgraben. Ds Vreneli ruft ihm vergebens nach: «Nei dr tüüri, Uli, tue di nid versündigä!». Uli setzt auch diesmal seinen Grind durch und blitzt mit den schwarzen Augen. Er gräbt. Wieder im Bett wendet sich ds Vreneli weinend ab. Uli aber fällt in den Morgenstunden prompt ins hohe Fieber – denn der Herr im Himmel straft die Frevler sofort. Er gibt auch in der Klimakatastrophe kein Pardon.