Im Corso in St. Gallen empfing die Firma Senn, engagiert in der Immobilien- und Bauwirtschaft Klimaspuren. Junge Sennen sprachen mit alten Sennen über die Klimavernunft. Und malten ein Bild von St. Gallen 2050 aus.

Die Firma Senn in St. Gallen ist engagiert in grossen Vorhaben der Immobilien- und Bauwirtschaft. Vor Basel entsteht mit den Architekten Herzog & deMeuron ein Ensemble für Forschung, Ausbildung und Entwicklung; in Zürich hat Senn zusammen mit andern den  Wettbewerb für einen Teil der Überbauung des Kochareals gewonnen. In Stans hat vor ein paar Monaten ein nicht mehr gebrauchtes Kapuzinerkloster seine neue Bestimmung als Ort des kulinarischen Erbes der Alpen zu leben begonnen, eingerichtet in sorgfältiger Architektur von Beat und Birgit Rothen. Und so weiter. Senn ist bekannt für die Verbindung des Bau- und Immobliengeschäftes mit guter Architektur. Vor zwei Jahren entschied der Firmenbesitzer Johannes Senn, dass seine Firma transformiert werden müsse zur klimavernünftigen Firma. Zusammen mit seinen Leuten und mit auswärtigen Wissenden wie Samuel Perret ist er nun unterwegs auf dem strengen Weg hin zu Netto Null.

Für Klimaspuren haben die alten Sennen junge Sennen – Kinder der Managers, junge Mitarbeiter – zum Nachmittagsgespräch eingeladen. Nach einem kurzen Hin und Her von «Warum baut ihr überhaupt?» bis «Warum sollen wir Euch glauben, dass ihr es ernst meint?» präsentierten die jungen Sennen ein prägnantes Bild von St. Gallen im Jahr 2050:

Eine Vision für St. Gallen im Jahr 2050

Verfasst für eine Podiumsdiskussion mit dem Management der SENN AG, St. Gallen, am 9. Juni 2021, im Rahmen der Aktion «Klimaspuren» (www.klimaspuren.ch). Basierend auf Ideen von Leonie Senn, Anna Senn, Fabiano Perrino, Nico Stacher. Redigiert von Samuel Perret und Timon Becker, milani d&c AG.

Wir laden Euch ein, an einem kleinen Ausflug teilzunehmen.
Wir machen gedanklich einen Rundgang durch das zukünftige St. Gallen im Jahr 2050.
Wir waren vor kurzem schon einmal dort und waren begeistert.
Wir hoffen es geht Euch genauso.

Wir, das sind Leonie, Anna, Fabiano und Nico.
Wir arbeiten zusammen bei der Firma SENN im Corso, das immer noch so aussieht, wie
damals im Jahr 2020 bei der Eröffnung.

Wir haben Mittagspause und gehen raus, etwas essen.
Du bist hier bei uns.
Nach ein paar Schritten schaust Du dich um.
Um dich herum stehen Bäume, fast wie ein kleiner Wald.
Hinter den Bäumen siehst du eine Wiese und Menschen.
Sie sind fröhlich.

Du bleibst einen Moment stehen und lauschst.
Du hörst verschiedene Vögel.
Lachen und in der Ferne ein Klavier.
Das surren von Insekten.
Spielende Kinder.
Und ganz leise, ein leichtes Plätschern und quaken.

Neugierig gehst du dem Geräusch nach.
Da ist ein Teich. Er ist voller Leben.
Fische, Frösche, Libellen, Vögel und viele andere Tiere leben hier.
Am Rand des Teichs ist eine Gruppe Menschen – ein Zeichnungskurs.
Sie üben, einen Fischreiher zu zeichnen.
Nicht viel weiter siehst du einen üppigen Garten, in dem gerade Erdbeeren geerntet werden.
Auf einem kleinen Schild steht: Gemeinschaftsgarten «Grüne Oase» – packt an, greift zu.

Als du dich umschaust stellst Du fest, dass Du dich immer noch Zentrum St. Gallens befindest.
Es ist schwer einen Übergang zwischen Gebäuden und Grünfläche auszumachen.
Die beiden fliessen harmonisch ineinander.
Es wirkt, als ob sich die Grünfläche dynamisch auf die Architektur ausweitet.

Die Fassaden und Dächer sind begrünt.
Die Gebäude sind unterschiedlich hoch und über Brücken und Terrassen miteinander verwoben.
Du erkennst Obstbäume und farbige Blüten und viele weitere Pflanzen.
Die Architektur wirkt divers, verspielt und doch ruhig.
Natur und Baustil wirken perfekt im Einklang.

Auf einem Schild erfährst Du, dass alle Gebäude aus nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoffen gebaut sind.
Sie haben zusätzlich einen positiven Einfluss auf die Luftqualität und Umgebungstemperatur.
Alle Gebäude können jederzeit umgebaut werden, da sie innen keine tragenden Wände haben.
Ausserdem sind sie so konstruiert, dass jedes Haus ohne Wertverlust der Materialien rückgebaut werden kann.
Die Stadt hat zum Ziel keinen Abfall zu produzieren oder Ressourcen unnötig zu verbrauchen.
Die Energie, die verwendet wird, ist zu hundert Prozent erneuerbar.
Das übergreifende Energiesystem produziert sogar mehr Energie als benötigt.

«Wie finden Sie unsere Stadt? Ganz schön nachhaltig oder?»
Hinter Dir steht eine Frau und lächelt Dir zu.
Sie hat gesehen, dass Du das Schild studierst und bietet Dir an, mehr über das Stadt zu erzählen.
Überrascht über das freundliche Angebot stimmst Du zu und ihr geht zusammen weiter.

Schnell merkst Du wie begeistert sie über Ihren Wohnort ist.
Stolz erzählt sie Dir, wie es ist hier zu leben.
Sie erzählt Dir von gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten innerhalb der Quartiere und Nachbarschaften.
Es gibt Wohnprojekte, Kochaktionen, Konzerte, Bastelräume, angeleitete Workshops für alle verschiedenen Altersklassen und Interessen, Sportangebote, geteilte Kinderbetreuung und vieles mehr.
In manchen Quartieren gibt es Gebäude, in denen es keine Wohnungen mehr gibt, sondern die wie ein von den Bewohnern gemeinsam betriebenes und bewohntes Hotel funktionieren.
Wie sich das Quartier weiterentwickeln soll, wird von allen Anwohnern gemeinsam beschlossen.

Ihr kommt einem belebten Platz näher.
Es ist der Marktplatz!
Du erinnerst Dich, wie er früher ausgesehen hat. Grau, kahl, anonym. Jetzt ist er grün und auch hier ist ein Teich!
Voller Begeisterung erzählt Dir Deine Begleiterin, wie alles was man braucht im Quartier zu finden ist.
Beim nächsten Einkaufsladen scherzt sie, wie es doch früher mal etwas Besonderes war, wenn nur ein spezieller Einkaufsladen biologische Lebensmittel verkaufte. Jetzt ist das überall so.
Sie fügt hinzu: «Alle Quartiere haben Partnerschaften mit Bauernhöfen im Umland. Sie beziehen die meisten Lebensmittel direkt von dort und viele Menschen aus der Stadt arbeiten auf den Höfen mit.»
Diese Arbeit wird von vielen Leuten geschätzt, da sie einen guten Ausgleich zum Leben in der Stadt bietet.

Neben dem Einkaufsladen befinden sich Geschäfte, die Sachen verkaufen die Du nicht kennst.
Daneben gibt es ein paar Cafés und Restaurants.
Die Terrassen sind voll besetzt und Du fragst, wie diese Geschäfte hier überleben, wenn doch tagsüber die meisten Menschen von ihren Wohnorten zum Arbeiten fahren.

Die Begleitung erklärt Dir begeistert: «Dies ist keine Wohnwüste, wir haben hier in der Stadt und den Quartieren grosse Co-Workingflächen. Auch Büro und Gewerbeflächen. Das Leben, Wohnen und Arbeiten vermischt sich in unserer Stadt.
Die Flexibilität und der Austausch mit anderen ist für viele Firmen ein Argument, ihre Mitarbeitenden hier arbeiten zu lassen.»
Die Co-Working Bereiche, können aber auch von privaten Personen oder Gruppen genutzt werden.

Etwas Ähnliches gibt es für Handwerker und Techniker. Dort haben sich verschiedenste Fachleute und Firmen angesiedelt.
«Wenn ich zum Beispiel einen Stuhl reparieren möchte, kann ich ihn dort entweder hinbringen oder mir auch erklären lassen, wie ich ihn selbst repariere.
Auch für Freizeitangebote wie Fitness- und Kulturzentren läuft das so, alle können was anbieten und alle können etwas annehmen.
Ich habe dadurch viele Möglichkeiten und lerne immer wieder spannende Sachen und Menschen kennen – Es ist hier immer lebendig»

Ihr geht weiter und sie zeigt Dir eine Treppe die aussieht wie der Eingang einer U-Bahn.
«Um von A nach B zu kommen, kann man hier meistens zu Fuss gehen und wenn es doch mal weiter geht, nehmen die meisten das Fahrrad, ein Auxi oder den Hyperloop, der alle Schweizer Städte verbindet.»
«Ein Auxi? – Was ist das?»
«Ein autonomfahrendes Taxi. Die Auxis und der Hyperloop fahren beide unterirdisch.
So etwas wie private Autos gibt es nicht mehr.
Ohne Verkehr hier oben in den Städten ist das Leben doch viel schöner.
Man hat viel mehr Platz für allerlei Dinge!»

«Und ja, Privatbesitz ist sowieso nicht mehr so wichtig. Sharing ist viel beliebter.»

Dir fällt auf, wie viel die Gefährtin gegrüsst wird – die Leute scheinen sich gegenseitig alle zu kennen.
Dir vorstellend, wie es wohl wäre an solch einem Ort zu wohnen, merkst Du gar nicht, wie ihr dem Ausgangspunkt eures Rundganges wieder näherkommt.

Bevor du dich verabschiedest hast Du noch eine Frage.
«Wie kam es dazu diese Stadt und diese Quartiere zu bauen?»
«Oh, sagte Sie, das war eine spannende Zeit.»

«Es begann damit, dass ich und andere junge Menschen zusammen überlegten, wie wir in Zukunft gerne leben und wohnen würden.
Wir schufen eine Vision, wie wir unsere Zukunft vorstellen und teilten sie mit ganz vielen Menschen.
Als erstes mit unseren Eltern.»