Hager Partner AG ist das erste klimaneutrale Landschaftsarchitekturbüro in der Schweiz und bekennt sich damit zum Klimaschutz. Nachdem die Firma von Spezialistinnen durchleuchtet wurde, reduziert sie ihren CO2-Ausstoss nun in den Bereichen Facility Management, Mitarbeitermobilität, Geschäftsreisen, Beschaffung soweit als möglich. Was noch nicht reduziert werden kann, wird mit Klimaschutzprojekten im In- und Ausland kompensiert. In diesen Projekten geht es um den Schutz, die Wiederherstellung und die nachhaltige Nutzung von Landökosystemen, die nachhaltige Bewirtschaftung von Wälder, die Bekämpfung der Wüstenbildung und die Erhaltung der biologischen Vielfalt.
Anlässlich des Besuchs von Klimaspuren an der OST Ostschweizer Fachhochschule stellte Partnerin Monika Schenk ihr Büro kurz vor und präsentierte das Projekt “Anpassung an den Klimawandel in der Agglomeration Obersee”. In diesem Projekt ging es darum zu klären, welche Mittel und Wege zu einer klimaangepassten Siedlungsentwicklung führen und was für eine Rolle dabei die Freiräume spielen. Was für Massnahmen können die Gemeinden und Agglomerationen treffen und wo sind Kantone und der Bund in der Pflicht?
Mit dem See und ihren ausgedehnten Grünräumen weist die Region Obersee eine hohe Lebensqualität auf. Die andere Seite der Medaille sind die zahlreichen Strassen, die das Gebiet durchziehen. Die durch den Motorfahrzeugverkehr verursachten Emissionen belasten die Siedlungen und beeinträchtigen die Wohnqualität. Die aus den Erdölabgaben vom Bund finanzierten Agglomerationsprogramme sollen hier Abhilfe schaffen. Derzeit ist die vierte Generation von Agglo-Programmen am Laufen. Seit der dritten Generation stellen auch Landschaft, Freiraum und Natur Schwerpunkte dar.
Zusammen mit Fachleuten der ETH Zürich hat das Büro Hager systematische, gemeindeübergreifende Grundlagen für die Agglomeration Obersee entwickelt. Diese umfasst 17 Gemeinden der Kantone St.Gallen, Schwyz und Zürich am östlichen Rand des Zürichsees. Besonderes Gewicht wurde dabei auf die Anpassung des Siedlungsraums an den Klimawandel gelegt. Untersucht wurde die Durchlüftung und Kaltluftversorgung der Region, das Angebot an gut erreichbaren Frei- und Grünräumen sowie deren Qualität angesichts der zunehmenden Klimaerwärmung. Daraus entstanden Karten. Auf sie bauend haben die Landschaftsarchitekten Strategien zur Aufwertung der Siedlungsfreiräume und Massnahmen zur Verbesserung des Siedlungsklimas entwickelt. Besonderes Gewicht lag dabei auf konkreten Umsetzungsmöglichkeiten, um die Gemeinden für die klimaangepasste Siedlungsentwicklung und die Schaffung hochwertiger Freiräume handlungsfähig zu machen.
Monika Schenk erläutert, dass für eine gute Durchlüftung und Kaltluftversorgung lineare Freiräume in Kaltluftkorridoren besonders effektiv sind, etwa entlang von Gewässern. Durch eine geschickte Gebäudestellung am Siedlungsrand werde auch die Durchlüftung im Innern der Siedlung gewährleistet. Ein gut vernetztes Freiraumangebot aus baumbestandenen Wegen und Parkanlagen schaffe im Sommer auch für wenig mobile, zum Beispiel ältere Menschen gut erreichbare, kühle Aufenthaltsorte. Grünflächen mit grossen Bäumen, offene Fliessgewässer und ausgedehnte Retentionsgebiete, helle Oberflächen und sickerfähige Beläge würden hochwertige und gleichzeitig klimaangepasste Aussenräume schaffen. Abschliessend betont die Referentin, dass alle diese Massnahmen nur in die Breite wirksam werden können, wenn auch dazu geeignete rechtliche und planerische Rahmenbedingungen des Bundes und der Kantone gegeben sind und die Gemeinden die Finanzierung nicht allein schultern müssen
Im Anschluss an den Vortrag von Monika Schenk führt uns Mark Krieger, Professor für Pflanzenverwendung an der OST durch den Campus der Hochschule. Der Campus wurde in den letzten Jahren umgestaltet und präsentiert sich heute als Freiraumlabor für Studentinnen und Dozenten. Krieger erklärt uns, was einen naturnahen Campus ausmacht und wie die Biodiversität gesteigert werden kann. Er zeigt mit einer Wärmebildkamera, wie gross die Temperaturunterschiede auf dem Campus sind. Diese liegen zwischen unter zwanzig Grad und gegen fünfzig Grad Celsius. Und er erläutert uns die verschiedenen Pflanzenarten, die sich heute und in Zukunft für ein solches Areal eignen.
Zum Abschluss der Führung pflanzen die zwei Gärtner Ghirmalem und Roman vor dem Gebäude der Hochschule den Klimaspuren-Baum. Die Gärtner brauchen ihre ganze Körperkraft, um den Baum in die vorbereitete Erdgrube zu bugsieren. Der Baum ist eine Zerreiche von beachtlicher Grösse, die an dieser Stelle vielleicht auch im 22. Jahrhundert noch stehen wird. Zerreichen stammen ursprünglich aus Süd- und Südosteuropa mit mediterranem Klima, mit dem wir in unseren Breiten vermehrt zu rechnen haben.