Da fürs Gehen auf dem Wasser andere zuständig sind, braucht Klimaspuren einen Überbrückungskredit mit dem Schiff, was den Postkartenschreiber zur Melancholie verführt.
Aus einem Wald heraus, gehts auf auf eine Wiesenterrasse.Plötzlich sehen wir den Lac Leman im Horizont glitzern. Endlich. Ameisen laufen über die Arme. Glücksgefühl. Gut 700 Kilometer waren wir von Ilanz her unterwegs mit dem Ziel: «…und dann tunken wir die Füsse in den Genfersee.» Nach dieser Tat sitzen wir bald auf dem Schiff nach Frankreich, denn Klimaspuren ist ein internationales Abenteuer – auch die Klimanot macht ja nicht an der Grenze halt. Wir müssen uns einen Überbrückungskredit mit dem Dampfschiff gönnen, denn fürs Laufen über Wasser sind andere zuständig.
Beim brummelnden Schiffsmotor und im Fahrtenwind werde ich melancholisch. Der lange Gang durch die Schweiz hat meine Wahrnehmung verändert. Gehen öffnet die Augen, die Ohren und die Nase. Abstrakte Informationen über vertrocknende Wiesen, über überdüngte Felder, über die rasante Zunahme der Betonproduktion und des Luft-, Auto- und Lastwagenverkehrs und so weiter, kommen nahe an den Körper dessen heran, der geht statt fährt. Auch wenn die Menschheit über die grosse Strecke ihres Daseins zu Fuss unterwegs war, ist die Langsamkeit des Wanderns eine ganz und gar unzeitgemässe Lebensform geworden. Wir sind Tempo gewohnt. Darum haben wir haben Mühe, die Klimakrise sinnlich wahrzunehmen und allenfalls anders zu handeln. Denn der Mensch sieht nach wie vor mit den Füssen. Das Schiffshorn weckt mich – Thonon-les-Bains. Das Thermalbad wartet.