In einem Zaubergarten von Rapperswil steht ein neuer Baum. Quercus cerris klimaspuris. Die Zerreiche für Klimaspuren wird noch in 200 Jahren verkünden: Hier waren die Wanderinnen der Klimavernunft.
Joseph Beuys hat mit seinen Freundinnen und Freunden 1982 7000 Eichen in Kassel zu setzen begonnen. Es war eine der ersten Antworten eines Künstlers auf die ökologische Krise. Sie ist bis heute eine der besten. So hoch gehen Klimaspuren natürlich nicht hinaus, aber es war ein feierlicher Moment, als die Wanderinnen und Wanderer durch den zauberhaften Garten stromerten, den Mark Krieger und seine Gärtner rund um das rostige Gebäude des Campus Rapperswil der Fachhochschule Ost anlegen. Dort trafen sie Ghirmalem und Roman, die ein grosses Loch gruben. In die Grube stellten die zwei Gärtner eine Zerreiche. Dieser Baum ist nun unser Baum, er ist eigens gepflanzt für Klimaspuren. Andächtig standen wir in der Gluthitze, herzlich klatschten wir Applaus, packten unser Tuch aus und boten dem Fotografen Ralph Feiner ein feierliches Sujet.
Jährlich am 15. Juni werden wir uns in Rapperswil treffen, von der grossen Wanderung berichten, klimapolitische Bilanz ziehen, Aktionen und Taten aushecken, über Gott und die Welt reden und dann das Picknick auspacken, Weinflaschen öffen und es gut haben im immer werdenden grösseren Schatten, den Quercus cerris klimaspuris auf uns wirft, uns kühlend und beschützend vor den heisser werdenden Tagen. 35 Meter hoch soll unser Baum werden, 200 Jahre alt kann er werden. Andersherum – bei aller Skepsis über den Fortgang des Menschengeschlechts ist Klimaspuren eine Institution der Zuversicht. Und gerät die Welt dennoch aus den Fugen werden die Klimaspurinnen und ihre Kinder, Enkel und Urenkelinnen wissen – in Rapperswil steht unsere Eiche. Bevor die Welt untergeht, wollen wir aus ihr Fässchen küfern lassen, in denen Klimaspurens Wein grosse Tanine und herben Geschmack schöpfen wird für einen vielleicht letzten guten Schluck.