Als persönliches Projekt gestartet, zeigt der vegane Biobauernhof Hofnarr eine Alternative zur Landwirtschaft in der Schweiz. Der Bauernhof ist eine Möglichkeit, die Natur neu zu entdecken und Verhaltensnormen zu hinterfragen.

Die Klimaspuren Wanderer waren zu Besuch auf einem sehr besonderen Bauernhof. Dort sollen Tiere nicht nur auf ihre “Nutzleistung” reduziert werden. Vor Ort erzählte uns Georg, der den Bauernhof zusammen mit Sarah gegründet hatte, etwas über ihre Idee und ihre Ziele. Mit dabei war auch noch einen alter Freund von Georg aus dem Umweltnaturwissenschaftsstudium, der uns nochmal mehr von ökologischer Seite etwas über nachhaltige Landwirtschaft erzählt hat.

Begonnen hat dieses Projekt vor über acht Jahren. Georg und Sarah hatten eine Vision, inspiriert von ihrem Studium. Sarah, eine studierte Philosophin, belegte Kurse zur Tierethik, nur um nach den anregenden Diskussionen festzustellen, wie die Kommiliton*innen erneut in der Mensa zum Fleischgericht griffen. Ähnlich erging es auch Georg, der mit den anderen Studierenden im Fach Ökologie lernte, welche Folgen der Fleischkonsum auf die Natur hat. Nur waren auch bei ihm die wenigsten Mitstudierenden bereit, ihr Verhalten zu ändern. Sie entschieden sich den Traum eines eigenen bio-veganen Bauernhofs zu verwirklichen. Ihnen war bewusst, dass sie am Anfang von vielen für Narren gehalten werden und nannten sich deshalb so: Hof Narr.

Das hat sich aber mit der Zeit verändert. Mittlerweile erreichen sie wöchentlich Anfragen, ob sie nicht bei der Umstellung fremder Höfe helfen können. Die erste dieser Anfragen erreicht die beiden 2017 als ein benachbarter Bauernhof anfragte, ob sie bei der Umstellung weg von einem Mutterkuhhaltungsbetrieb hin zu einem Hof mit Tierschutzzweck helfen könnten. Dieser Anfragen sind die beiden natürlich nachgekommen und haben mittlerweile schon mit mehr als 60 Höfen Kontakt, um sie bei der Umstellung zu unterstützen. Sie gründetet auch einen Verein, der für die Rettung von Tieren einsteht. Die geretteten Tiere können auf dem Bauernhof der beiden leben. Mit den Spenden für den Verein helfen sie aber auch Bauernhöfen, die sich gerade in der Umstellung zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft befinden und sich die Überbrückung nicht leisten können. Damit haben sie sich ein starkes Netzwerk aufgebaut, was auch in einem grösseren Rahmen für die gemeinsamen Interessen eintreten kann.

Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt des Hofes ist die Bildung. So können den Hof Schulklassen und andere Interessierte besuchen, um dieses Reallabor der Ethik und Ökologie zu besichtigen. So versuchen sie das gestörte Verhältnis von Menschen und Natur wiederherzustellen. Den Menschen soll gezeigt werden, dass die Natur und die Tiere nicht nur als Nutzen für den Menschen existieren. Denn erst nachdem Erfahrungen mit der Natur gemacht wurden, wird sie als schützenswert angesehen. Sie wollen zeigen, was es bedeutet vegan zu leben und welche Vorzüge so ein Leben auch haben kann. Dabei ist es ihnen auch ganz wichtig, dass der Hof nicht nur von Veganern besichtigt wird, sondern eine viel grundlegendere Aufklärungsarbeit passiert. Es sollen Gewohnheiten hinterfragt werden und damit keine Feindbilder erzeugt, sondern positive Beispiele aufgezeigt werden. In diesem Rahmen veranstalten die Beiden ein Sommerfest, bei dem es zur Überraschung der lokalen Presse über 300 unterschiedliche vegane Schmankerl gibt.

Nachdem uns Georg ihre Visionen erläutert hat, durften wir natürlich auch noch den Hof erkunden. So führte er die Klimaspuren Gruppe zu den Schweinen, die die Beiden gerettet haben. Als sie hörten, dass wir in ihre Richtung kamen, lagen sie schon bereit um sich streicheln zu lassen. Denn die schlauen Tiere hatten gelernt, dass sie gestreichelt werden, sobald eine Gruppe von Leuten da ist. Allerdings handelt es sich bei dem Hof auf keinen Fall um einen Streichelzoo. Im Hofladen wird frisches Gemüse verkauft, was auch als Gemüsekiste für Leute aus der Region abholbar ist.

Den Abschluss unseres Besuches bildete ein veganes Festmahl. Von unterschiedlichen Sandwiches über eine vegane Quiche bis zu einem Kuchen war alles da, was das Herz begehrt. Schweren Herzes verliess die Truppe die kuschligen Schweine und das gute Essen und begab sich auf den Weg nach Uster.

Text von Julian Fürholzer.